Mittwoch, 9. Oktober 2013

Vor 20 Jahren (10): Maestro

Mein erster Messebesuch in Essen war 1995. Das ist gerade mal 18 Jahre her und somit nicht Gegenstand dieser Kolumne, sondern nur Vorgeplänkel. Vor 20 Jahren hingegen – und jetzt ist das Vorgeplänkel auch schon vorbei und wir sind mitten im Thema – war ich noch nicht auf der Messe und demzufolge spielerisch schlecht informiert.
Man stelle sich vor: Ich erfuhr sämtliche Messe-Neuigkeiten nicht schon drei Monate vorher wie die verwöhnte Internet-Generation heute. Ich erfuhr die Neuigkeiten logischerweise auch nicht während der Messe, so wie ab Ende der 90er, als ich regelmäßig vor Ort war und zunehmend so tat, als gehöre ich dazu. Nein, ich erfuhr die brandheißen News erst Wochen oder Monate später aus der Fachpresse. Kurzum: Ich lebte wie ein Höhlenmensch und habe es nicht einmal bemerkt.

Eins der Messethemen 1993 war die „Bon Prix“-Aktion der Firma Fun Connection. „Das Beste zum halben Preis“ lautete das aufregende Motto, welches heutzutage wahrscheinlich nur noch Schulterzucken oder die lapidare Nachfrage „Was? So teuer?!“ auslösen würde. Damals war das Verramschen selbst guter Spiele so spektakulär, dass die Fairplay der Angelegenheit gleich zwei (auch heute noch interessante) Seiten ihres Messeberichtes widmete.

Ich hätte die schönen Schnäppchen beinahe verpasst – doch zum Glück gab es „Adam spielt“. Ähm... hust... selbstverständlich kaufte ich grundsätzlich im Fachgeschäft vor Ort. Aber wenn es keiner merkte und wenn der Preisvorteil so gigantisch war wie in diesem Fall, dann eben auch mal beim Versender. Und so landeten ein paar der „Bon Prix“-Spiele auch in meiner Sammlung. Insbesondere MAESTRO war so günstig gewesen, dass ich gleich zwei oder drei davon bestellte. Das Spiel hatte ja einen guten Ruf und galt als eine Art Vorläufer von CAFÉ INTERNATIONAL.

Und den Vergleich mit CAFÉ INTERNATIONAL konnte ich sogar sehr gut nachvollziehen, nachdem ich MAESTRO nun kennen lernte. Den guten Ruf allerdings überhaupt nicht. MAESTRO hat mich wirklich verwirrt: Hatte man Einfluss? Machte das auch Spaß oder sah es nur lustig aus? – Recht bald fing ich an, mit Hausregeln an dem Spiel herumzuschrauben, um irgendwie den übermächtigen Zufall zu minimieren, ob man nun Dirigenten zog oder nicht. Es half aber wenig. MAESTRO war ein typisches „...aber für Familien sicher einen Blick wert“-Spiel. Also eine glasklare Gurke.

Nun gut. Ich hatte gelernt. Als Ende 1994 MC MULTI bei Toys’R’Us für ganz wenig Geld angeboten wurde, ließ ich es bewusst im Regal stehen, denn so toll fand ich das Spiel nun auch wieder nicht. – Hah! Eine Zeitlang fand ich mich deshalb ziemlich konsequent. Als MC MULTI später in einer meiner Runden regelmäßig gespielt wurde und ich das Spiel nun auch gern gehabt hätte, fand ich mich schon nicht mehr ganz so clever. Und als noch etwas später die Ebay-Preise explodierten, fand ich mich ziemlich dämlich.

Teil 9: Illuminati
Teil 11: Lieber bairisch sterben

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