Freitag, 2. August 2013

Der Heidelbär – Wilde Wasser Edition und Wald & Wiesen Edition

„Dieser Aal findet eine Wunderlampe.“
„Dieser Hai ist eine Prophezeiung.“
„Dieser Wal bewahrte vor den Westfaschisten.“
„Dieses Reh wächst unter den Armen.“
„Diese Kuh schaut im Theater zu.“
„Diese Sau isst man zum Eisbein.“

Wie geht DER HEIDELBÄR? Reihum ist einer der Erklärer; die anderen raten. Ein Mitspieler sagt „oben“, „Mitte“ oder „unten“ an. Entsprechend muss der Erklärer einen der beiden oberen, mittleren oder unteren Begriffe auf seiner Karte auswählen und umschreiben.
Sämtliche Begriffe enthalten Tiere in verballhornter Form. Beispielsweise SAU Paulo, REHsultat, MusicAAL. Fürs Umschreiben gelten strenge Vorgaben: Es darf nur ein einziger Satz mit maximal sechs Wörtern benutzt werden, und der muss obendrein mit „Diese Sau...“, „Dieses Reh...“ etc. beginnen. Bei korrekter Lösung erhalten Erklärer und Rater je einen Punkt.

Was passiert? Das Konzept „Erklären und Raten“ ist zwar nicht neu, doch der spezielle Witz entsteht hier aus den Begriffen. Ein Quiz um Wörter, die es so eigentlich gar nicht gibt, ist schon eine sehr skurrile Idee. „Richtig“ ist hier streng genommen gar nichts, nicht einmal die Lösung: Denn SAU Paulo ist ebenso wenig eine Stadt in Brasilien wie das Endergebnis beim Sport REHsultat heißt. Und mit Säuen oder Rehen hat das auch nichts zu tun.
Statt mit Wissen spielt dieses Quiz mit Sprache. DER HEIDELBÄR ist kein Hektikspiel, bei dem in kürzester Zeit möglichst viel gesabbelt werden muss. Im Gegenteil ist beim Erklärer eine gewisse Formulierungskunst gefragt, um in den Kurzsatz möglichst viel Information hineinzupacken. Oft erlebe ich, dass Spieler dies überfordert. Sie benutzen mehr Wörter als erlaubt oder variieren die Satzanfänge. Ich habe gelernt, dies im Sinne des Spielspaßes zu akzeptieren; ansonsten kann die Formulierungsfindung nämlich lange dauern und für manchen Betroffenen unangenehm werden.

Was taugen die Erweiterungen? Für Herbst 2010 waren die zwei neuen Editionen angekündigt, im Frühjahr 2013 sind sie erschienen. Und ich habe gewartet, gewartet, gewartet. Was bin ich doch für eine treudoofe Seele! Aber wenigstens war es mal nicht vergebens.
Mit seinen gerade mal 59 Karten hatte DER HEIDELBÄR das Problem, dass es, oft gespielt, zu einfach wurde. Dank der Erweiterungen (je 60 Karten) gibt es nun nicht mehr so schnell Wiederholungen; außerdem sorgen die sechs neuen Tierarten Hai, Aal, Wal, Kuh, Sau und Reh für gewisse Variation.
Wie schon beim Ursprungsspiel meine ich, dass man einige Begriffe hätte geschickter wählen können. Teils mag dies auch Geschmackssache sein: Ich finde es besser, nur Substantive raten zu müssen, nicht gelegentlich auch Adjektive (fatAAL) oder gar Verben (verSAUfen). Manche Begriffe erscheinen mir zu speziell (WetterHAIni) oder sie provozieren Unklarkeiten (gilt statt der gefragten SeeREHttung auch nur REHttung?). Einige Begriffe werden nie für die Erklärung ausgewählt, sind also offenbar zu schwer. Und am meisten stört mich, wenn Begriffe mal keine Verballhornungen sind (PistenSAU, SeeKUH).
Das aber sind Klagen auf hohem Niveau. DER HEIDELBÄR gehört in seiner Kategorie zur Spitzenklasse. Fragt sich nur noch, welche Kategorie das ist: Quizspiel? Partyspiel? Wortspiel? Quatschspiel? Ich schlage vor: Falschlernspiel. Also: DER HEIDELBÄR ist eins der besten, witzigsten, intelligentesten und pädagogisch wertvollsten Falschlernspiele überhaupt.

DER HEIDELBÄR – WALD & WIESEN EDITION von Frank Stark für drei bis sechs Spieler, Heidelberger Spieleverlag.
DER HEIDELBÄR – WILDE WASSER EDITION von Frank Stark für drei bis sechs Spieler, Heidelberger Spieleverlag.

1 Kommentare:

Frank Jaeger hat gesagt…

D'accord, Herr Bartsch, endlich mal jemand, der dieses Spiel als das sieht, was es ist: unterhaltsamer Blödsinn. Und vor allem: Hochachtung für diese spontane Idee, gleich ein neues Spielegenre zu begründen. Könnten Sie ja gleich mal als vierte SdJ-Kategorie vorschlagen. Mit gelbem Pöppel. Und wo wir grad dabei sind: meine Tochter wartet noch auf den Preis mit dem pinken Pöppel. Wenn Sie da vielleicht auch mal ein gutes Wort ... Dankeschön.
Frank Jaeger

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