Dienstag, 2. Oktober 2012

Indigo

Kaum eine der Neuheiten aus 2012 habe ich so häufig und mit so vielen verschiedenen Menschen gespielt wie INDIGO. – Was wie ein erstes Lob für das Spiel klingt, ist tatsächlich nur ein Eigenlob.

Wie geht INDIGO? Auf dem Spielplan haben sich zwölf Edelsteine verirrt. Über Sechseck-Plättchen, die verschlungene Wege zeigen, holen wir sie zurück nach Hause in unsere Schatulle.
Der Spielplan hat sechs Ausgänge. Im Viererspiel gehören jedem Spieler drei davon; jeweils in Partnerschaft mit je einem anderen Spieler. Beute, die hier das Feld verlässt, kassieren beide gemeinsam. Im Drei-Personen-Spiel gibt es Partner- und Soloausgänge, im Zweierspiel logischerweise nur Solo-Ausgänge. (Harmoniebedürftige Pärchenspieler können es aber auch anders handhaben.)
Wer dran ist, legt sein Sechseck-Plättchen aufs Spielbrett und zieht anschließend ein neues nach. Verlängert das Teil die Bahn eines oder mehrerer Edelsteine, wandern die weiter. Irgendwann landen alle in irgendeinem Zielbereich. Wer die wertvollsten Klunker erbeutet, gewinnt.

Was passiert? Wenigspieler spielen unbedarft drauflos und freuen sich, wenn die Steine unerwartete Wege zurücklegen und plötzlich an einer ganz anderen Stelle des Spielplans auftauchen. Vielspieler gehen die Sache zerstörerischer an. Edelsteine, die Gefahr laufen, in fremde Hände zu fallen, lässt man gerne auf derselben Bahn zusammenstoßen. Sie sind dann eliminiert. Und bevor man Edelsteine brav in Richtung des eigenen Ausgangs befördert, nur um mit anzusehen, dass der Nächste die Fuhre wieder umlenkt, benutzt man geeignete Plättchen lieber, um Gegnern weiträumig ihre Ausgänge zuzumauern.
Natürlich hängt vieles vom Glück ab und vom richtigen Wegstück zur richtigen Zeit. Eine übliche Taktik ist es, meinem hinter mir sitzenden Partner eine Vorlage zu machen, die er nicht ablehnen kann. – Falls er das passende Verbindungsteil besitzt.

Was taugt es? Das Material ist hübsch und im Spielverlauf entsteht ein schön anzuschauendes Geflecht. Verglichen mit der Breite der Wege sind die Glassteine allerdings zu groß gewählt (oder die Plättchen zu klein). Man muss die Steine schon sehr diszipliniert auf die Kante des Plättchens legen, um sie in einem späteren Zug nicht versehentlich in eine falsche Bahn einmünden zu lassen. In Partien mit Wenigspielern habe ich diesen Fehler wieder und wieder erlebt. Aber nicht das ist mein Kritikpunkt.
Sondern: Bei INDIGO ist wenig Fleisch am Knochen. Es spielt sich gefällig, aber unspektakulär. Es fühlt sich nicht neu und originell an, sondern pur handwerklich. INDIGO kreiert keine überraschenden Momente und keine besonderen Emotionen. Man kann es als Beschäftigung spielen, so wie man auch in einer Illustrierten blättert oder im Internet surft. Den Wunsch auf Wiederholung, ein gewisses Kribbeln, Neugierde auf die nächste Partie verspüre ich nicht.

INDIGO von Reiner Knizia für zwei bis vier Spieler, Ravensburger.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.