Mittwoch, 23. Juni 2010

Kamisado

Manche Spielregeln sind echt umständlich. Das zeigt sich daran, dass sie das Spiel komplizierter erscheinen lassen als es ist. An solchen Regeln fällt immer wieder auf, wie umständlich sie doch sind. Zum Beispiel, weil sie permanent Dinge wiederholen, die längst klar sind. Das nennt man „Redundanz“. Und es wiederholt sich dann. Redundanz kann manche Regeln ziemlich umständlich machen. Vor allem übertriebene Redundanz. Es wiederholt sich dann nämlich alles. Die Umständlichkeit lässt sich sogar noch steigern, indem zugehörige Bildbeispiele in ein Beiheft ausgelagert werden. So etwas lässt das Spiel dann so richtig kompliziert erscheinen. Und man denkt sich: Mann, das nervt, wann geht es denn endlich los hier...?

Wie geht KAMISADO? Überraschend einfach. Sehr einfach! Ja, zur dreifach gehörnten überflüssigen Redundanz, es ist wirklich total einfach!!!
Jeder startet mit acht Figuren in einer Linie auf einem acht mal acht Felder großen bunten Brett. Ziel ist es, einen Stein auf die Grundlinie des Gegners zu bringen.
Wer eröffnet, zieht einen beliebigen seiner Türme gradlinig oder diagonal vorwärts auf ein freies Feld. Die Farbe des Feldes gibt an, mit welchem seiner Türme nun der Gegner ziehen muss. Und dessen Zielfeld wiederum bestimmt, welche Figur anschließend Spieler 1 zu versetzen hat. Und immer so weiter.

Was passiert? Eine Art Strategie will sich anfangs nicht so recht erkennen lassen. Man zieht wacker voran und guckt, was passiert. Irgendwer gewinnt. Meist kurz und schmerzlos.
Ein guter Ansatz scheint zu sein, gegnerische Figuren im Bewegungsspielraum zu beschneiden und ihnen bestimmte Zielfelder zu diktieren. Optimalerweise Felder mit solchen Farben, die einem sofort den Sieg bringen. Doch während man dabei ist, die Gegnerfiguren listig einzukesseln, merkt man womöglich nicht, wie man selber ebenfalls ziemlich bewegungsunfähig wird. Und schwupp, dem Mitspieler ist dies leider nicht entgangen... Zugzwang... verloren... noch mal!

Was taugt es? Niemand muss, um Spaß an KAMISADO zu haben, erst noch ein Schach-Diplom erwerben. KAMISADO lässt sich während der Lernphase gut aus dem Bauch spielen, eine Partie dauert nur wenige Minuten. Der Reiz stellt sich von Anfang an ein und nimmt auch bei tieferer Durchdringung nicht ab. Damit spielt KAMISADO in derselben Liga wie die besten Spiele der GIPF-Reihe. Letztendlich läuft es zwar nur darauf hinaus, Züge vorauszuberechnen und dabei nichts zu übersehen. Doch der Bewegungsmechanismus ist ungeheuer faszinierend.
Durch seinen Kampagnen-Charakter bleibt KAMISADO auch über mehrere Partien in Folge abwechslungsreich: Eine auf die Gegnerlinie durchgedrungene Figur wird zum Sumo befördert und folgt ab der zweiten Partie etwas geänderten Bewegungsregeln. Auf dieselbe Weise können auch Doppel- und Dreifach-Sumos entstehen und sorgen für neuerliche Variation.

KAMISADO von Peter Burley für zwei Spieler, Huch & friends.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zitat: "Mann, das nervt, wann geht es denn endlich los hier...?"

Nervt es Frauen auch? Oder wird hier nur ein Mann gefragt, weil Frauen das Spiel eh nicht spielen? Oder werden Frauen nicht angesprochen, weil sie die Spielregel eh nicht lesen (dürfen)?

Liebe Grüße einer begeisterten "Bartsch-Blog-Leserin" ;o)

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